TÜPFEL-JOHANNISKRAUT

auch Tüpfel-Hartheu, Löcher-, Wund oder Fieberkraut, Waldhopf, Hexenkraut, Sonnenwendkraut, Johannis- oder Hergottsblut, weil früher in der Johannisnacht als Heilkraut und Mittel gegen Hexen, böse Geister usw. gesammelt.

Hypericum perforatum L.

Hyperikon Name einer (anderen) Art der Gattung bei Dioskorides und plinius, von griech. hypo = unter und ereike = Heide (also „auf der Heide wachsend”); lat. foramen = Loch, perforatus = durchlöchert, wegen der durchscheinenden Blattdrüsen.

Blütezeit Juni bis August.

Ausdauernde Pflanze mit verzweigtem Wurzelstock und spindelförmigen Wurzeln, bis 60cm hoch, Stengel aufrecht, derb und kahl, rund, aber mit zwei gegenüberstehenden Leisten, oben ästig verzweigt. Blätter gegenständig, klein, länglich eiförmig, die der Äste schmäler, durch feine, ein bitteres Öl enthaltene, durchscheinende Drüsen wie durchstochen punktiert. Blüten regelmäßig (radiär) gebaut, zu mehreren in einer Trugdolde, groß, in den grünen Kelch und die lebhaft goldgelb gefärbte Krone gegliedert, beide kahl, aber mit schwarzen, strich- und punkt- förmigen Drüsen, die einen beim Zerreiben frei werdenden roten („Johannisblut”) enthalten. Kelchblätter fünf, waagerecht abstehend, lanzettlich, spitz, doppelt so lang wie der Fruchtknoten, ganzrandig, selten am Rande schwach drüsig gezahnt. Kronblätter fünf, ebenfalls waagerecht abstehend, der Fruchtknoten mit drei Griffeln und kopfförmigen Narben, Staubblätter zahlreich, die Staubfäden drei am Grunde verwachsene Gruppen bildend. Frucht eine dreifächerige, nur bei trockenem Wetter offene, sich bei Regen aber wieder schließende Kapsel.

Die Blüten enthalten keinen Nektar, werden aber von Blütenstaub sammelnden Insekten besucht. Bleibt dennoch Fremdbestäubung aus, kann immer noch Selbstbestäubung eintreten, da sich beim Abblühen Staub- und Blütenblätter nach innen zusammen- und über die Narbe neigen.

Sehr häufig und verbreitet an trockenen, sonnigen Standorten, auf Abhängen und Wiesen, an Weg-, Acker- und Waldrändern, von der Ebene bis ins Mittelgebirge und die subalpine Stufe.

Allgemeine Verbreitung: In Europa nur nördlich des Polarkreises fehlend (so auch auf den Nordsee-Inseln), Kanarischen Inseln, Atlasländer, Westasien; in Ostasien, Nord- und Südamerika, auch Australien und Neuseeland eingeschleppt.

Bei uns noch weitere Arten, u. a. das Gefleckte Johanniskraut (Hypericum maculatum CR.) mit vierkantigem Stengel und breit-stumpflichen Kelchblättern, das Geflügelte Johanniskraut (H. tetrapterum FR.) mit vierflügeligem Stengel und spitzen Kelchblättern, ferner das Behaarte Johanniskraut (H. birsutum L.) mit rundem. weichhaarigem Stengel und drüsig gezähnten Kelchblättern.

Das Johanniskraut, vor allem H. perforatum, galten im Mittelalter als wichtige Heil- und zauberpflanzen; eine Aufkochung der Blätter lieferte das „Johannis-Öl“, der rote, harzige Saft der Blüten das „Johannis-Blut“. Das getrocknete blühende Kraut wird noch heute gelegentlich verwendet bei Magen- und Darmerkrankungen (Herba Hyperici), auch wird daraus ein einreibemittel hergestellt.

Aus „Mitteleuropäische Pflanzenwelt“, bearbeitet von Prof. Dr. Richard Kräusel, Kronen-Verlag

Erich Cramer Hamburg
Video: Streifzug durch das, am beginn seiner Blütezeit stehende, Johanniskraut – im Juni 2021 ( 3:40min )
Johannes